Über die Pferdegeschichten von Diana und Eugen Reinhart

Wir, das heißt Eugen und Diana Reinhart, sind die Verantwortlichen des Reitstalls Lindenhof.

Seit 2000 führen wir den Betrieb gemeinsam. Wir haben drei Kinder: Lara (geb. 1995) Maria (geb. 2001) und Katharina (geb. 2003). Wir leben mit und für unsere Pferde und auch in unserer Freizeit gehören sie dazu.

In meiner hessischen Heimat wohnte ich, Diana Reinhart, direkt gegenüber einem Reitstall. Wenn ich mit meinen Eltern die Pferde auf der Koppel besuchte, klemmten wir Leckereien in Strohhalme, um dem großen Tier ja nicht so nahe zu kommen. Mein Wunsch zu reiten stieß bei meinen Eltern auf Unverständnis. Tennisspielen hätten sie lieber gesehen. Doch ausdauerndes Betteln führte zum Erfolg. Mit 8 Jahren durfte ich schließlich zur Reitstunde. Nach 2 Jahren durfte ich 2 x die Woche reiten, mit 12 Jahren bekam ich ein Pflegepferd, mit dem ich auch auf Turnieren in Reiterwettbewerben zunächst noch ohne Erfolg startete.

Mit 14 Jahren verletzte sich mein Pflegepferd und wurde weggebracht. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich weinte nur noch und habe meine Eltern damit ziemlich unter Druck gesetzt. Wir beschlossen dann, ein eigenes Pferd zu kaufen. Das bedeutete, dass sich die ganze Familie finanziell erheblich einschränken musste. Urlaub oder schöne Kleider gab es nicht mehr. Dafür aber Pferd, Pferd, Pferd. Ich ritt erfolgreich in Reiterwettbewerben und in kleinen Springprüfungen. Mit 15 Jahren machte ich mein großes Reitabzeichen. Auch die erste Liebe konnte der Leidenschaft zum Pferd nichts anhaben. Ein Jahr vor dem Abitur mussten wir meinen Roman einschläfern. Wieder brach eine Welt für mich zusammen. Ein halbes Jahr betrat ich den Stall nicht mehr. Der Anblick eines Pferdes ließ mich in Tränen ausbrechen. Wie ich jetzt weiß, der falsche Weg, um mit Trauer umzugehen.

Weiterlesen...

Auf Drängen meiner Eltern und des Reitschulbesitzers stieg ich dann doch irgendwann wieder in den Sattel. Ich ritt über drei Jahre hinweg täglich mehrere Verkaufspferde und stellte sie auf Turnieren bis zur Klasse A vor. Mit 21 Jahren – nach dem Abitur und meiner Lehre zur Bankkauffrau – wurde ich erneut Pferdebesitzerin. Parafino hieß mein Glück. Nun musste ich mich mit einem jungen Pferd auseinandersetzen. Oft stieß ich hier an meine Grenzen. Ich wechselte den Reitstall und ging in den Frankfurter Raum zu Matthias Schneider, selbst Reiter bis zur Klasse S. Dort hatte ich nun professionelle Hilfe. Ich startete auf Turnieren bis zur Klasse L und erwarb mit Parafino – und darauf bin ich mächtig stolz – 1996 mein Silbernes Reitabzeichen. Meine Ausbildung zum Trainer C machte ich 1997. Auch hier war Parafino mein Held.

In einem Reitstall bekam ich die Chance, zunächst drei Reitschüler zu unterrichten. Mit sehr viel Engagement und unter schwierigsten Bedingungen baute ich mir einen Schulunterricht mit bis zu 100 Reitschülern die Woche auf.

Bei einem Lehrgang „Unterrichtsgestaltung für Kinder“ lernte ich meine große Liebe Eugen kennen. Mit ihm und dem Lindenhof ist meine Leidenschaft nun endgültig zum Beruf geworden:

  • 2005 – Qualifikation „Trainerin Reiten als Gesundheitssport“
  • 2007 –  Qualifikation „Trainer B Reiten“
  • 2009 –  Qualifikation Kräuterpädagogin
  • 2010 – Berufsausbildung Hauswirtschafterin
  • 2012 – Qualifikation „Erlebnisbäuerin“
  • 2015 – Trainerergänzungsqualifikation Sitz- und Bewegungsschulung

Gemeinsam besuchten wir schon unzählige Kurse zur Weiterbildung. Mit Pferden lernt man nie aus. Täglich gewinnen wir an Erfahrung. Das macht die Faszination Pferd aus. Meine Eltern unterstützten mich immer finanziell und seelisch-moralisch. Trotz Berufstätigkeit in Frankfurt war es ihnen nie zuviel, morgens um 5 Uhr mit aufs Turnier zu fahren. Auch heute noch helfen sie, wo sie nur können.

Eugen’s Geschichte ist anders. Er wuchs auf dem Lindenhof auf. In seiner Kind- und Jugendzeit gab es noch Schweine und Kühe. Viele Freunde waren immer da, auch von seinen beiden älteren Geschwistern. Ein Paradies für Kinder. Hier konnte man richtig toben, viel ausprobieren, und die Verpflegung von Mutter Maria genießen. Sehr früh wurde Eugen aber auch in die Arbeit des Hofes mit eingebunden. Mit 10 Jahren war er schon groß und kräftig und konnte arbeiten, wie ein Erwachsener. Für die Realschule in Obernburg hielt er sich treu an sein Motto: mit dem geringsten Aufwand durchkommen und dann einen guten Abschluss machen. Zum Lernen blieb nicht viel Zeit: Stall- und Feldarbeit warteten nachmittags auf ihn. Er kannte es nicht anders und die Arbeit machte ihm auch Spaß.

Das erste Pferd kam 1975 auf den Hof. Mit dem Pony Hansi machten die Kinder ihre ersten Erfahrungen. Es folgte ein Turnierpony, mit dem seine Schwester Judith erfolgreich bis L-Springen unterwegs war. Der Vater entdeckte die Leidenschaft des Züchtens. Schnell wuchs der Bestand auf bis zu 10 Pferde an. Noch heutehaben wir ein Pferd, das hier zur Welt gekommen ist: unsere „kleine Maus“. Mit Hansi einmal schlechte Erfahrungen gemacht, hatte Eugen erst mal die Schnauze voll vom Reiten. Erst als Jugendlicher packte ihn der Ehrgeiz. Bei Siggi Haaf in Grossostheim nahm er ab und zu Reitstunden, doch das Meiste hat er sich selbst beigebracht. Mit Tieren groß geworden und körperlich sehr fit ging es gleich steil bergauf.

Schnell stieg er in den Turniersport ein und erreichte viele Erfolge in A und L- Springen. Viele junge Pferde hat er selbst eingeritten. Seine englische Reitausbildung führte ihn zum großen Reitabzeichen mit 18 Jahren. Im 24ten Lebensjahr kam dann die Trainerausbildung dazu. Seit dieser Zeit hat Eugen auch unterrichtet. Zunächst ein paar Privatreiter, dann auch Reitschüler auf den Pferden des Hofes. Parallel dazu schloss er 1991 die Berufsausbildung zum Landwirt ab, 1997 folgte der Titel zum Landwirtschaftsmeister. Als Einzelkämpfer war es für ihn sehr schwer, Reitstunden, Ackerbau und Pferdeversorgung unter einen Hut zu bringen. So kam es immer wieder vor, dass die Reitstunden begannen, sobald Eugen vom Feld zurück war.

Heute ist sein Steckenpferd die Landwirtschaft. Außerdem gilt seine Leidenschaft der Fahrerei. Als Reitlehrer ist er vor allem für die Springreiter zuständig und führt gelegentlich Ausritte. Seine besonderen Fähigkeiten liegen in seiner natürlichen Autorität, die er den Pferden gegenüber ausstrahlt. Ob vom Boden oder auf dem Pferd, für Eugen gibt es selten ein Problem. Er verfügt über vorzügliche reiterliche Fähigkeiten. Leider zeigt er sie uns selten – nur wenn ein Reitschüler wiederholt behauptet, das Pferd würde dies und jenes nicht tun oder auf ganz großes Betteln seiner Frau.